Über "Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen"
Das Buch war fertig und ich habe es einer guten Freundin von mir zum Lesen gegeben, die auch Autorin ist. (Tausend Dank, Sylvia!) Die hat mich dann überzeugt, es Ihrem Agenten zu schicken. Meine Agentur hat sich dann an Verlage gewendet, für die das Manuskript passen könnte. So bin ich dann zum Heyne-Verlag gekommen, wo wir (meine Lektorinnen und ich) das Manuskript mehrmals überarbeitet haben.
Das Buch hat nur in so fern persönliche Einflüsse, als dass ich Liebesgeschichten, Bücher, Meer und Graffiti mag. 🙂 Die Personen sind frei erfunden.
Aber natürlich kenne ich die Gefühle, die darunter liegen: Das Schwindel-Gefühl, wenn etwas Altes endet, aber man den neuen Weg nicht sehen kann, bis man einen Schritt gemacht hat. Eine Sehnsucht nach etwas, das nicht da ist. Solche Sachen.
Ben war superleicht zu schreiben: Er macht einfach, worauf er Lust hat und er hat oft Lust auf Dinge, die andere Leute nicht okay finden.
Was sonst noch in ihm steckt? Hm, eine Liebe für Geschichten, Angst, laute Musik, Verrücktheit, ein sehr guter Schwimmer, jemand, der sehr sanft sein kann. Und er grübelt viel, auch wenn man es ihm nicht gleich ansieht.
Aber vielleicht bekommst du beim Lesen auch deinen ganz anderen Eindruck. 🙂
Ben hat auf jeden Fall etwas seiner Verrücktheit von mir und Hanna kritzelt Bücher voll, was ich auch mache. Natürlich liebe ich Geschichten, genau wie die beiden. Und Bäume. Und e.e. cummings.
Die Charaktere sind frei erfunden. Gerade Ben entspringt eher meinem Gedanken, wie es wohl wäre, sich konsequent nicht um Regeln und Konventionen zu scheren.
Beim Schreiben war ich von verschiedenen Meeren und Stränden zu verschiedenen Szenen inspiriert. Ich habe auch mit Absicht keine Städtenamen verwendet – so könnte das Meer-Gefühl überall sein. Und ist es ja auch irgendwie … 🙂
An Hanna mag ich besonders ihre Sensibilität – sie ist ein tiefes, stilles Wasser, das manchmal ziemlich frech ist. Und an Ben mag ich seine Einstellung, Dinge zu hinterfragen und anders zu machen; eine gewisse Kompromisslosigkeit; und natürlich seine unglaubliche Einsamkeit.
Ich habe sie mir ausgedacht!
Der Titel war ein Vorschlag meiner tollen Lektorinnen bei Heyne fliegt. Findig wie sie sind, haben sie den aus dem hinteren Teil des Buches gepickt, wo ein Charakter ihn tatsächlich sagt.
Davon war ich erstmal verblüfft. 😀
Als ich angefangen hatte, war es eine ganz andere Geschichte. Zum Beispiel ging es um eine Abifahrt – es gab also einen ganzen Bus voller Abiturienten. Das hat für mich aber nicht funktioniert – ich wollte lieber mehr von diesen zwei wissen, die immer für sich blieben und mehr von der Legende. So habe ich dann Version für Version die Geschichte zusammengepuzzlet aus allen Dingen, die mir gut gefallen haben.
Wie ich auf die ursprüngliche Idee gekommen bin, habe ich ehrlich gesagt überhaupt keine Erinnerung mehr. Vermutlich ein kleiner Brocken, den ich in mein Notizbuch geschrieben habe. Und dann gesellte sich noch eine Idee dazu und noch eine …
Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich immer den einsameren Strand nehmen – unabhängig von Wärme usw. Aber am liebsten mag ich Kiesstrände mit grauem Wasser und Bäumen, die fast bis in die Wellen stehen.
Es gab viele Durststrecken: Da fiel mir das Schreiben schwer, nichts hat sich gut gelesen und ich hatte das Gefühl, dass irgendetwas nicht richtig ist. Da habe ich dann immer aufgehört und das Problem gesucht. Und wenn ich es – meist erst mit etwas Abstand – gefunden hatte, habe ich weitergemacht.
Irgendetwas an der Geschichte hat mich dann trotzdem immer zum Weitermachen gedrängt. Und dann macht mir Schreiben auch einfach Spaß! 🙂
Der ganze vordere Teil hat ziemlich viel Zeit gebraucht – nur das letzte Drittel ging schnell. Da hatte ich die Geschichte schon so, wie ich sie haben wollte.
Ganz super-sehr allmählich, würde ich fast sagen. Es gab keine einzige große Idee für “Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen” und das Schreiben hat lange gedauert, weil ich die Geschichte vorher nicht als ganzes Stück hatte, sondern nur kleine Fitzel, wie Puzzleteile. Das war zum Beispiel eine Stimmung, eine Beobachtung, zwei Zeilen Dialog, die ich dann zusammengeschnürt habe.
Die Geschichte zu entwickeln, war ein langer Prozess. Ich habe immer wieder geschrieben, herausgepickt, neu angefangen und wieder geschrieben. Ganz am Anfang stand aber das Meer, das ich am liebsten wild und mit Kieselsteinen mag, an einem wolkenverhangenen Tag. Meine liebsten Strände waren immer die, wo ich fast alleine war.
Das Meer mag ich wild, schnell, schäumend, hohe Wellen und dunkle Tiefe, Urgewalt, brechend und mit Felsküste.
Und wenn ich daran denke, fühle ich etwas hinter meinen Rippen zappeln – eine Unruhe, ein Raus-Wollen.
Ich liebe es. 🙂
Über "Und wenn die Welt verbrennt"
Es fühlt sich immer eher so an, als wären die Ideen zu mir gekommen. Und es gab keine Riesen-Idee für das Buch: Eher viele kleine. Hier eine Stimmung, da ein Gedanke oder ein Satz, der mir eingefallen ist.
Und dann – tropf, tropf, tropf – irgendwann ein Buch.
Vorbilder für Alisa und Felix gibt es keine – und sie sind auch nicht verfremdet, sondern ganz sie selbst, ausgestattet mit ein paar Eigenschaften, die wir alle wohl in der einen oder anderen Form haben. 🙂
Über das Schreiben
Mich inspirieren Gedichte, Musik, die Natur und – so kitschig das klingt, ich schwöre, es ist die Wahrheit – das Leben.
Wenn du ein fertiges Buch geschrieben hast, das dir und deinen Testleser*Innen gut gefällt, ist der nächste Schritt für dich vermutlich, eine Agentur zu finden.
Dazu habe ich hier einen ausführlichen Blog-Post geschrieben:
Wie finde ich einen Literaturagenten? (Und wie schreibe ich dafür ein Exposé?)
Ich kann ehrlich nicht sagen, wie ich zum Schreiben gekommen bin oder das Schreiben zu mir, aber ich glaube, das kommt durch das ganze Lesen – nur wie bin ich dann dazu gekommen? Keine Ahnung. 🙂
Vor “Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen” habe ich zwei Bücher geschrieben und mehrere Ordner voller Geschichten. Die habe ich aber nicht veröffentlicht, abgesehen von einer Geschichte über Kuscheltiere, die mal bei einem Theater-Wettbewerb im Radio gelaufen ist. 🙂
Beim Buch-Schreiben versuche ich jede inspirierte Minute auszunutzen, die ich kriegen kann, das ist schon das ganze Ritual. Ich schreibe auch meistens morgens. Und ich trage Kopfhörer, auf denen keine Musik läuft. (Vielleicht habe ich also doch ein Ritual, hm …)
Den Verlag verdanke ich meinen tüchtigen Agenten, deshalb ging das erstaunlich schnell. Allerdings hat es dann bis zur tatsächlichen Veröffentlichung nochmal knapp zwei Jahre gedauert.
Einen Lieblingsplatz habe ich nicht. Hauptsache still und viel Licht.
Mein letzter Arbeitsplatz, wo ich “Es ist gefährlich, …” überarbeitet habe, sah so aus:
Ich schreibe allein und mit Ruhe. Manchmal nutze ich Musik, um in die richtige Stimmung zu kommen, aber zum Schreiben muss ich sie ausmachen. Ob ich mich ablenken lasse, hängt davon ab, wie gut es gerade läuft. (Je besser es läuft, desto weniger bin ich im Raum anwesend.)
Ja, tue ich. 🙂
Es spielt mit ein paar Themen aus “Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen” und stellt sie auf den Kopf, aber es wird ein ganz anderes Buch.
Ich freue mich schon sehr darauf!
Über mich
Ich kann ehrlich nicht sagen, wie ich zum Schreiben gekommen bin oder das Schreiben zu mir, aber ich glaube, das kommt durch das ganze Lesen – nur wie bin ich dann dazu gekommen? Keine Ahnung. 🙂
Hm, jedes Mal, wenn ich umziehe, finde ich neue Lieblingsorte. 🙂 Bibliotheken sind immer ganz vorne auf der Liste, gemeinsam mit Wäldern und einsamen Stränden.
Und ich liebe Porto (in Portugal) wenn du mehr nach einem Stadtort gefragt hattest.
Hui, da ist die Lieblingsbuchfrage. Es fällt mir immer schwer, sie zu beantworten, deshalb habe ich vor einiger Zeit einen längeren Blogpost geschrieben (der mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist 😉 ):
https://www.ullascheler.de/2016/08/03/was-ist-dein-lieblingsbuch/#more-115
Und ich liebe Fernando Pessoa.
Einen meiner glücklichsten Momente hatte ich, als ich durch einen Canyon gewandert bin. Am Fuß des Canyons war ein riesiger Fluß, in den ein Fels reingeragt hat. Ganz vorne auf dem Felsen habe ich mich hingesetzt und mein gesamtes Blickfeld war nur Wasser, das von links nach rechts geflossen ist. Das war ein irres Gefühl.